Sauerteig Tei 1: Die Grundlagen für Hobbybäcker

Wir unterscheiden im Wesentlichen 3 Schulen oder Charaktere im Umgang mit Sauerteig

  1. Vollsauer – Die Bäcker-Tradition der letzten 60 Jahre
  2. geringste Hefe- der ASG-Mengen (1-2%)
  3. 100% sauerteiggetriebene Brote

 

Vollsauer & Hefe

Dies ist die Bäcker-Tradition der letzten 60 Jahre. Hier wird ein reifer Sauerteig, der sogenannte Vollsauer, als Geschmacksgeber kombiniert mit Hefe für die Triebkraft im Teig.

Beispiele:
Pane Sera von Didi – homebaking.at

Auffrischbrot mit Haferflocken – brooot.de

Auffrischbrot Jule – cookieundco.de

Diese Brote sind einfach, schnell und sicher zuzubereiten, die Qualität des Sauerteigs ist zweitrangig. Mit Hilfe dieses Prinzips bekommt der Backanfänger tolle Ergebnisse, insbesondere, wenn er sich für gute Zutaten entscheidet. Für Bäcker-Traditionsbrot kann man sich einen Dauersauer, der im fünften Teil unserer Reihe beschrieben wird, mit minimalem Aufwand im Kühlschrank halten.

Der Nachteil: bei der Geschmacksentwicklung nach dem Backen kann dieses Brot mit dem reinen Sauerteigbrot ohne Hefezusatz nicht mithalten. Ferner ist das Aromaspiel nicht ganz so komplex- aber das sind Feinheiten, die nur ausgesprochene Freaks wahrzunehmen vermögen.

Didis Pane Sera

geringste Hefe- der ASG-Mengen (1-2%)

Der Einsatz geringster Hefe- oder Anstellgutmengen (1-2%) bzw. die Kombination von Sauerteig und Hefe wurde durch die Ambassadeur du Pain-Schule begründet. Und lange vor dem deutschen Hobbybäcker-Hype veröffentlicht.

Diese französische Gemeinschaft exzellenter Bäcker hat sich dem guten Brotgeschmack verschrieben. Ihre Bücher kann man auch in deutscher Übersetzung erwerben. Sehr lesenswert- insbesondere im Vergleich zur deutschen Fachliteratur.

Diese Methode ist eng verwoben mit der Qualität der verwendeten Sauerteigkultur. Sehr gut gepflegte Sauerteige ergeben einen tief aromatischen, beeindruckend komplexen Brotgeschmack. Die Gebäcke sind mild, nahezu säurefrei. Durch den deutlichen Teigabbau und die gewünschte Teigaufarbeitung wird die Textur etwas gedrungener, kompakter, fester. Genaues Arbeiten und eine gewisse Labormentalität verhelfen zu großartigen Broten. Deshalb nur eingeschränkt anfängertauglich.

Beispiel:

Berliner Lieblingsbrot – brooot.de

Die reine Lehre: 100% sauerteiggetriebene Brote

Die Spitze der Fermentationskunst ist weniger dem Bäckerhandwerk zuzuordnen, weil sie von den traditionellen deutschen Bäckern nur sehr zögerlich angenommen wird. Selbst von den großen, renommierten Lehrstätten widmen sich nur zwei diesem Thema- und auch nur am Rande. Die Prinzipien sind bei Roggen- und Weizenbroten gleich. Es gibt etwa 10 wesentliche Parameter, die die Sauerteig-Charakteristik und seine Talente beeinflussen. Denen werden wir uns im Laufe dieses Lehrgangs in aller Tiefe widmen. Stärken: als Meister dieser Schule ist man in der Lage, vom schweren, abgestimmt säuregeprägten Roggenbrot nördlicher Prägung über zartflaumige, milde Mischbrote, wildporigem, aromatischem Tartine-Style-Brot bis zum feinsten Panettone jedes Gebäck zu verstehen und nachzubauen. 

Beispiel:

Kassler Brot von Didi – homebaking.at

Didis Kassler

Wo ist Sauerteig der Hefe überlegen?

  1. Charakter: Sauerteig bringt einen anderen Charakter in Dein Gebäck. Du bekommst einen kräftigeren, abgestimmt säuerlichen Geschmack, eine deutlichere und haltbare Rösche.
  2. Frischhaltung: Dein Brot fühlt sich länger frisch an.
  3. Roggenbrot: Roggen fordert als geschmackliche Ergänzung im Sinne von Food-Pairing eine Versäuerung- ähnlich dem Salz in der Suppe. Das Roggenbrot oder -brötchen wirkt mit Sauerteig harmonischer und runder. Ich finde, die Gebäcke mit Roggenmehlanteil profitieren zusätzlich geschmacklich von einem echten Roggensauer-Kultur gegenüber einer Weizensauer-Kultur. Je höher der Roggenanteil im Brot, desto mehr verlangt man nach Versäuerung. Mit den aktuellen Roggenmehlqualitäten ist es zwar möglich, allein mit Hefe optisch ansprechende Brote zu backen, geschmacklich wird jedoch eine Säurekomponente erwartet. 
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