Sauerteig Teil 3: Füttern und pflegen – So bleibt dein Sauerteig fit

Die wichtigsten Parameter Deines Sauerteigs: Fütterung, Temperatur & TA

Für den Einstieg empfehle ich einen milden, festen Roggensauer, der mit einer Fütterung in der Woche auskommt und eine längere Pause nicht krumm nimmt. Das wird über folgende Vorgehensweise gewährleistet:

  • 40g Roggen-ASG aus dem Kühlschrank werden mit 290 g Wasser, 22°C homogen aufgeschlämmt.
  • Dazu kommen 200 g Joseph und 200 g Champagnerroggenvollkornmehl, gern frisch gemahlen.
  • 12 Stunden bei Raumtemperatur (20-22C°) fermentieren lassen, einen Teil (40 bis 100 g) abnehmen und bis zur nächsten Prozedur im Kühlschrank verwahren. Mit dem Rest ein Brot backen.

Die Mischung von Joseph und  Champagnerroggenvollkornmehl ist verantwortlich für tiefe, erdige, typische Roggenbrotaromen. Der eher feste Sauerteig fermentiert durch den Wasserentzug langsam- er hat Zeit, die ganze Pracht des eigenen Roggenbrotes zu entwickeln!
Daneben wird die schmeckbare Säureentwicklung -anders als in der Literatur beschrieben- deutlich gebremst. Wir verschieben durch die feste Sauerteigführung das Gleichgewicht der Mikroorganismen zugunsten der Hefen. Die Bakterien als Säureproduzenten werden wesentlich stärker gehemmt als die Hefen.
Diese Feststellung ist wichtig. Mit der Erkenntnis lässt sich die LAB-Krankheit (Lactobacillus-Dominanz im Sauerteig: der frische Sauerteig klebt und hat wenig Triebkraft), von der einige “Experten” behaupten, sie ließe sich nur schwer behandeln, der Sauerteig wäre hinüber, ganz leicht heilen. Mit dieser Führung liegt der Schwerpunkt auf Aromaentwicklung, das entstehende Brot bekommt eine eher feine, gleichmäßige Porung. Jedoch ein unvergleichlich tiefes, mildes Aroma.

Diese Führung ist bei uns der Universal-Standard. Am häufigsten angewandt in Paderborner und Waldstaude. Jedoch auch bevorzugt in Weizenmischbroten. Als Aromageber -also Würze- auch in hellen Stuten. Da liegt der Anteil bei 5-10% und wird durch Hefe als Triebmittel ergänzt. Dem erfahreneren Anwender fällt auf, dass wir mit recht niedrigen Temperaturen arbeiten- auch hier ist das häufig zitierte Lehrbuchwissen überholt. Temperaturen zwischen 20°C und 24°C fördern Hefen, indem die Bakterien (das sind die Säureproduzenten) relativ stärker gehemmt werden. Also, auch mit der Wahl der Temperatur entscheiden wir uns für einen Brotgeschmack und das Aussehen der Krume.

Wie erkennst du, ob dein Sauerteig aktiv und bereit zum Backen ist?

Tipps, die nur die Volumenzunahme berücksichtigen, sind mit Vorsicht zu genießen. Es gilt eine Abhängigkeit von Temperatur, Zeit, Volumenzunahme, verwendetem Mehl, Wassergehalt, ASG-Qualität und -Menge. Alles zusammen ergibt ein Bild. Wir beurteilen eine Dynamik, keinen Zustand. Für den reinen Sauerteigtrieb führen wir die Kultur dem Hauptteig zum Zeitpunkt des stärksten Triebs zu. Das ist immer vor dem Erreichen des Peaks der Fall. Auf diese Weise bekommt der Hauptteig den aktivst möglichen Motor eingebaut. Arbeiten wir mit zusätzlicher Hefe, kann der Sauerteig auch älter sein oder aus dem Kühlschrank-Schlaf kommen. Jünger sollte er nicht sein, weil dann der Säureeintrag zu gering ist.

Tipps zur Lagerung deines Sauerteigs (Kühlschrank, Raumtemperatur

Mein Kühlschrank läuft auf 4°C- das ist eine entscheidende Information für die
Alterung des Sauerteigs. Schon 6°C oder gar 8°C und vielleicht weich geführter
(TA200) Starter verändern sehr viel schneller die Triebkraft und die Säure. Mit
den weiter oben genannten Führungsparametern bleibt der Starter über Jahre
zuverlässig mild und triebstark.

Was tun, wenn dein Sauerteig "zickt"?

Die möglichen Probleme sind vielfältig, jedes muss individuell behandelt werden.
Eine pauschale Quacksalber-Antwort gibt es an dieser Stelle nicht. Oft ist die
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