Schwäbische Laugenbrezeln

Die Brezel hat in Schwaben eine besondere Bedeutung- sie ist verantwortlich für Lebensgefühl & Lebensqualität. Ein Hochgenuß-Quickie, Frisch gebacken und gebuttert ein Soulfood-Streetfood-Angebot. Eigentlich heilig und mit Tradition ausgestattet. Im Zuge der vielen Selbstoptimierungen sind jedoch immer weniger Bäcker in der Lage, wirklich gute und zusatzstofffreie Handwerksqualität zu liefern. Dabei wird in diesem Landstrich der Bäcker an eben seinen Brezeln gemessen.

Zutatenübersicht

Ursprungsrezept für 1600g Teig. Ergibt ca. 17-18 Brezeln á 90g Teigeinwaage

Planungsbeispiel

Gesamtzubereitungszeit:

ca. 15-26 Stunden

Tag 1

Mittags / Abends

Poolish herstellen, 2 Stunden ruhen dann über Nacht Kühlschrank (12-24 Stunden)

Tag 2

Morgens / Mittags

Haupteig kneten, 30 Minuten ruhen lassen, Brezeln formen und im Kühlschrank 6 Stunden ruhen lassen

Mittags / Abends

Belaugen & abbacken

Verschiedenste Varianten wurden durchdekliniert

  • Schweineschmalz ergibt einen wolligeren Teig mit schönem Biss, jedoch schmeckt das Schmalz (auch beste Qualitäten) aufdringlich durch.
  • Butter für den kurzen Biss (Textur) und Wohlgeschmack.
  • andere Mehle (insbesondere deutsche 550er) aus verschiedenen Mühlen können nicht mithalten mit Geschmack und Mundgefühl des T55 Gruau.
    Eine Anekdote am Rande: Dagmar, unserer schwäbischen Testbäckerin, wurde mit Scheidung gedroht, sollte sie jemals wieder das Brezelmehl wechseln.
  • Milch: nicht mehr und nicht weniger nehmen. Frische Vollmilch. Wir haben sie zusätzlich im Vorteig verwendet: Das Ergebnis wird zu  kuchenartig, der Knusper geht verloren. Milch im Teig macht die Krume weiß und den Biss kurz. Aber die Menge muss stimmen.
  • Hefemenge: Die Hefemenge als wichtiger Führungsparameter bestimmt auch die Krumenkonsistenz. Das wattig-weiche wird erwartet und in diesem Fall auch geliefert. Deshalb: nicht dran schrauben-erst probieren. Möglichst frische Hefe verwenden, um die hefigen Noten zu vermeiden.

Das Rezept

1. Poolish

1g Frischhefe

250g Wasser

15°C

250g T65 Gruau

20°C

  1. Hefe im Wasser mischen
  2. mit dem Mehl glatt verühren
  3. 2 Stunden anspringen lassen, dann für 12-24 Stunden abgedeckt im Kühlschrank ausreifen lassen

2. Hauptteig

500g Poolish

4°C

200g  frische Vollmilch

4°C

140g Wasser

15°C

10g Frischhefe

750g T55 Gruau

20°C

50g Butter

20°C

20g Salz

  1. Alle Zutaten zusammen zu einem glatten festen Teig gut auskneten. Diese Teigkonsistenz ist gewollt, sie kommt uns bei Belaugen zugute. verbunden haben.
  2. Die Teigtemperatur sollte 22°C – 24°C betragen.
  3. Ruhezeit: 30 Minuten abgedeckt bei Zimmertemperatur ruhen lassen

Aufarbeitung & Backen

1

90 g Teiglinge abstechen und rundschleifen, Mit Folie abdecken. Der feste Teig trocknet schnell ab, das soll verhindert werden, um eine schöne Oberfläche zu behalten. Deshalb abdecken.

2

Nach 15 Minuten Entspannung 70cm- Stränge formen, rollen. Die Stränge sind in der Mitte bauchig, an den Enden dünner. Evtl. 2-stufig vorgehen, wenn die Teiglinge zusammenschnurren.

3

Auf Backpapier zu Brezeln legen, 1 Stunde reifen lassen, die letzte Gare findet unbedeckt bei 4°C im Kühlschrank über 6 Stunden statt.

Jetzt wird die Teigoberfläche gezielt abgetrocknet, damit später die Lauge nicht zu tief ins Gebäck eindringt.
Durch die Kühlschrankgare steifen die Teiglinge ab, sie können nun deutlich leichter gelaugt

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Mehr Informationen

4

Dazu 4% ige NaOH-Lösung (Empfehlung: Pfister-Lauge ist die beste) von 30°C herstellen. Die bon’gu-Teigwannen eignen sich gut für das Laugenbad. Die Teiglinge für 5 bis 7 Sekunden in der Lauge baden.

5

Vorbereitete Brezeln mit Salz und/oder Saaten bestreuen, einschneiden und sofort bei 220°C für 12 Minuten backen. Nicht schwaden, im Gegenteil: Dampf nach 2 Minuten ablassen. 

Schellis Urteil

Das sind die Besten!

Die Kombination von auf das Produkt abgestimmten, in Textur und Aromatik hierfür passenden T55 Gruau-Mehl ist ein zentraler Punkt: Oft werden der Geschmack und das Fermentationsvermögen des Mehls beim Rezeptentwurf vernachlässigt. So kann kein Top-Produkt entstehen.

Die Kruste ist im besten Sinne zart splittrig am Bauch und kross wie Salzstangen am dünnen Steg. Die Lauge verantwortet eine rötlich-braun schimmernde Oberfläche, der Duft der frisch gebackenen Brezel macht sie zusätzlich unwiderstehlich. Die Krume leuchtet weiß, das ist eine wichtige Anforderung. Man spürt einen flaumig-weichen, kurzen Biss und eine zurückhaltende Süße. Das Mundspiel von Kruste und Krume ist eine Verführung- du willst mehr. Du mutierst zum Labrador am Fressnapf!