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Dresdener Roggensemmel

Vor einigen Wochen habe ich die Altdeutschen Semmeln aufgearbeitet, jetzt geht es um den Roggen: Denn richtig gute Roggenbrötchen sind eine Seltenheit. Das Know-How findest Du hier. 

Warum? Markus Paschel, der einzige Lehrmeister der Akademien für das Deutsche Bäckerhandwerk, der backmittelfreies Kleingebäck lehrt, hat geplaudert und nur bei uns (oder bei ihm in Dresden) bekommt ihr dieses Wissen.

Vom Bäcker dürfen Roggenbrötchen sich so nennen, wenn diese mindestens 50% Roggen enthalten. Ich habe den Eindruck, dass sich die Lieblosigkeit am Brötchen vom Bäcker auf den Kunden überträgt und das Thema in einer Abwärtsspirale der Bedeutungslosigkeit anheim fällt. Oft finden sich 3 bis 5 Exemplare verschämt als hässliche Entlein in einer Ecke liegend- unter Gewissenszwang gekauft, um der Gesundheit genüge zu tun.
Dabei können sie Türen öffnen. In eine vielschichtige, zart duftende und knusprige Roggenwelt: Wenn man an den passenden Stellen der Zubereitung Obacht gibt und die richtigen Rohstoffe verwendet, wird sich jeder Brötchenliebhaber drum reißen.
Das Rezept ist keine einfache Universal-geht immer- Anwendung, sondern eher ein Spiel für Fortgeschrittene und auf bon’gu-Produkte entwickelt. Wenn also Teile ersetzt werden, muss man idealerweise die Produkteigenschaften genau kennen.

Rezept Roggensemmel mit 2-Stufen-Sauer

Idee (verändert): Markus Paschel, Akademie für das Deutsche Bäckerhandwerk Dresden

Roggensauer, 2-stufig

1. Stufe

TT 20°C, RZ 12 Stunden

2. Stufe

TT 30°C, RZ 3 Stunden

Hauptteig

Auskneten bis zum Fenstertest, TT 24°C, 

RZ in der Teigwanne: Volumenzunahme: knappe Verdopplung (75%) Nicht ausreizen!

Arbeitsplatte mit reichlich Roggenmehl versehen, Teig auskippen und auch die Teigoberfläche reichlich bemehlen. Teigmasse sanft symmetrisch stoßen (sowohl rechteckig als auch in der Höhe gleichmäßig) und 90g Teiglinge abstechen, vereinzeln, abdecken.

Die Methode der Wahl ist, sie möglichst gleich groß als Kissen abzustechen und zur Gare zu legen, um sie vollgarig zu backen.

Ein Schleifen der Semmeln  empfehle ich nicht, die Semmel verliert an Volumen. Man kann sie wie ein Mini- Brotteigling mit der schönen Seite nach unten über Eck auseinanderziehen und auf Spannung bringen. Sie werden dann als Schnittbrötchen nach halber Gare geschnitten und beim ¾ Gare in den Ofen gebracht.

Beide Varianten kann man besaaten,  dazu wird die Teiglingsoberfläche mit Wasser benetzt und in Mohn, Sesam etc. gewälzt

Anbacken

Bei 240°C (wer einen steuerbaren Ofen besitzt, kann folgendermaßen verfahren: 260°C oben, 230°C unten) nach dem Einschießen schwaden und Temperatur auf 210°C reduzieren, nach 90 Sekunden Schwaden ablassen. 22 Minuten Backzeit.

Rosenbrötchen, vor und nach dem backen

Tipp

Die anspruchsvolle Profi-Variante: Rosenbrötchen

Dazu wird der abgestochene Teigling mit einer Seite in Roggenmehl gewälzt, eine deutliche Delle in die Mehlseite gedrückt und diese Seite auf der Handinnenfläche zum Rosenschluß geschliffen. Mit dem Schluß nach unten zur Gare stellen und mit dem Schluß nach oben abstauben und backen. Die Brötchen -Oberseite/ die Rose ist der Hit! 

mit Mohn, ohne Saat, Rosenbrötchen, Sesam – Und der Anschnitt

Schellis Urteil

Für ansprechendes Volumen, offene Porung und zarten Biss ist genau die oben beschriebene Zutatenkombination wichtig. Der Zwei-Stufen-Sauer mit einer TA von 190 bläst den Teigling auf und verleiht ihm mit einer zurückhaltenden, milden Säure eine Harmonie und Tiefe, die für Kleingebäck einzigartig ist. Die Wattigkeit ist legendär. Gerade hier passieren oft Kardinalfehler der Übersäuerung mit der Konsequenz, dass niemand mehr das Gebäck anrührt. Das kann mit unserem Rezept nicht passieren.

Diese Roggenbrötchen werden Dir aus der Hand gerissen. In Kombination mit mittelaltem Gouda ist das die beste Pausenhof-Währung, die sich das Schulkind wünschen kann. Hammer. 

Um den Halve Hahn (Köln!) komplett zu machen, werden folgende weitere Zutaten benötigt:
Butter, zwei dicke Scheiben mittelalter Gouda, saure Gurke und Senf. Optional: Zwiebelringe und eine Prise Paprikapulver.

Wegen des 2-Stufen-Sauers und der Notwendigkeit des Ausknetens mit 50% Weizenanteil ist es kein Anfänger-Rezept. Seine Reife muss richtig eingeschätzt werden, in der Knetphase ist es notwendig, mit 50% Roggenmehl und 25% Gesamtmehlversäuerung einen Fenstertest-tauglichen Teig herzustellen. Wir wählen eine Sauerteig-TA von 190, weil sie sich im Hauptteig gutmütiger verhält als die munterere TA200-Variante.